Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) erforscht mit Schweizer Hochschulen und Industriepartnern, wie Spitäler die digitale Transformation umsetzen können. Das Innosuisse-Flagship-Projekt «SHIFT» läuft bis 2025. heyPatient ist mit dabei.
Wegweiser für die Digitalisierung
Die Spitäler sind die zentralen und kostenmässig grössten Akteure des Gesundheitswesens.
«Entsprechend haben wir hier einen besonders wirksamen Hebel, um die Potenziale der Digitalisierung besser zu erschliessen. Im Rahmen von SHIFT können wir gewissermassen eine Blaupause für die digitale Transformation des gesamten Gesundheitswesens entwickeln»
erklärt ZHAW-Gesundheitsökonom Alfred Angerer, einer der zwei Co-Leiter des Forschungsprogramms.
Digitale Technologien helfen den Spitälern, Herausforderungen wie Kostendruck, demographischen Wandel oder höhere Qualitätsanspruche besser zu bewältigen. Ein Beispiel sind datenbasierte Prognosemodelle zur Vorhersage, Planung und Optimierung der Personaleinsatzplanung. Daneben können Sensoren und Apps etwa dazu beitragen, die körperliche Aktivität von Patientinnen und Patienten nach einem Eingriff zu fördern, und den Fachkräften entsprechende Daten zum Monitoring von Behandlungszielen zur Verfügung stellen.
Stärkung von Prävention und Früherkennung
«Das ‹Smart Hospital› zeichnet sich somit unter anderem durch eine proaktivere Betreuung der Patientinnen und Patienten aus und dadurch, dass der Mensch noch stärker im Mittelpunkt der Abläufe steht»
sagt Sven Hirsch, Co-Leiter von SHIFT und Leiter des ZHAW Digital Health Labs. Mit der Digitalisierung werden generell die Möglichkeiten zunehmen, Erkrankungen früher zu erkennen oder gar zu vermeiden.
«Mit ihrer Hilfe können wir die Behandlung zudem noch besser auf die Patientinnen und Patienten anpassen. So können wir zum Beispiel einzelne von ihnen früher aus der Klinik ins gewohnte Umfeld nach Hause entlassen und sie dennoch weiter behandeln»
ergänzt Jens Eckstein, Internist am Universitätsklinikum Basel und Ärztlicher Leiter von SHIFT.
Das Forschungsprogramm beinhaltet drei Bereiche: Im ersten wird erforscht, wie sich die stationäre Behandlung im Spital und die ambulante Nachsorge von Patientinnen und Patienten zu Hause mit Hilfe digitaler Technologien nahtlos verknüpfen lassen. Im zweiten geht es um die Entwicklung von Lösungen zur weiteren Stärkung der Handlungsfähigkeit von Personal und von Patientinnen und Patienten im Spitalalltag. Der dritte Bereich betrifft die Entwicklung effektiver und effizienter Spitalmanagementprozesse.
Breites Forschungsnetzwerk
Das Innosuisse-Flagship-Projekt SHIFT wird vom Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie der ZHAW School of Management and Law geleitet, zusammen mit einem interdisziplinären ZHAW-Team aus Informatik, Gesundheit, Datenanalyse sowie Prozessdesign. Neben dem Universitätsspital Basel, den Universitäten Basel und Zürich, der FHNW sowie den beteiligten Spitälern tragen 24 Industriepartner zur Einbindung des Projekts in die Praxis bei. Die Innosuisse fördert mit der Flagship-Initiative Innovationen in Bereichen, die für einen grossen Teil von Wirtschaft und Gesellschaft relevant sind. SHIFT gehört zu den 15 Forschungsprojekten, die im Rahmen der Flagship-Ausschreibung 2021 bewilligt wurden.
heyPatient ist mit dabei
In der Flagship-Säule 3 "Management of Hospital Systems (MHS) entwickeln wir gemeinsam mit der ZHAW einen Methodenkoffer zur Quantifizierung von Gesundheitsinterventionen.
Projektziel
Die Einführung einer neuen Digital Health Lösung kann intern grosse Effektivitäts- und Effizienzgewinne bewirken. Diese ergeben sich einerseits aus der Digitalisierung an sich (Kosteneinsparung), andererseits aus der Optimierung der heute oft papierbasierten Arbeitsprozesse (Durchgängigkeit, Effizienzsteigerung).
Insbesondere aus Patientensicht sollte die Digitalisierung den Behandlungserfolg und die erlebte Servicequalität wesentlich beeinflussen.
Das gilt es neu zu messen (z.B. durch–Patient-reported Outcome/Experience Measures (PROMs/PREMs)). Doch den Nutzen zu quantifizieren ist sehr schwer. Dies ist jedoch unabdingbar, da sonst keine Priorisierung der Projekte hin zu einem Digital Hospital erfolgen kann.
Geplantes Ziel und Projektbeitrag
Im Rahmen des Subprojektes wird ein Methodenkoffer entwickelt der HeyPatient zukünftig erlaubt, digitale Gesundheitsinterventionen zu evaluieren. Das Endergebnis umfasst ein Methodenkoffer, welcher hervorbringt, was der Impact der Gesundheitsintervention für die verschiedenen Anspruchsgruppen (Patient*Innen, Mitarbeitende, Organisation, etc.) ist.
Der standardisierbare und skalierbare Methodenkoffer („Quantificator“) zeigt auf, welchen Wert pro investierter Franken aus einer digitalen Gesundheitsintervention resultiert, indem im Vorfeld der Nutzen geschätzt wird. Durch eine Prä-/Post-Messung kann der tatsächliche Nutzen nach der Intervention quantifiziert werden.
Nutzen für die digitale Transformation
Mit diesem Wissen kann die digitale Transformation eines Spitals gezielter erfolgen. Mit Hilfe eines skalierbaren, anpassbaren Digital Health Methodenkoffers könnten Schweizer Spitäler (und andere Gesundheitsorganisationen) dieses Problem lösen und so die knappen Ressourcen der digitalen Transformation effektivitätsmaximierend einsetzen.
Downloads und weiterführende Links
Comments