Mit welchen Veränderungen, künftigen Wegen durch und Prozessen im Gesundheitssystem ist in den nächsten Jahren zu rechnen?
Was passiert dabei seitens der Patientinnen und Patienten und wie wird das Gesundheitssystem von der zunehmenden Digitalisierung beeinflusst?
Wir haben für Sie die wichtigsten Aussagen aus kürzlich erschienenen Publikationen zu diesem Thema, unter anderem vom Gottlieb Duttweiler Institut und dem Zukunftsinstitut, zusammengefasst.
Grundlegende Änderungen dank neuen Technologien
Die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche ermöglicht immer mehr Menschen Zugang zu besseren und individuellen Gesundheitsinformationen. Dadurch verändert sich die Position der Patienten und Patientinnen und der hierarchische Abstand zwischen Ärzten und Ärztinnen sowie Patienten und Patientinnen verringert sich.
Als Resultat entwickeln sich Patientinnen und Patienten zu einem aktiven und selbstbestimmten Mitglied des Gesundheitssystems.
Diese aktive Rolle von Patientinnen und Patienten ist denn auch wichtig für den Behandlungserfolg, denn dank gezielter Nutzung von medizinischer Expertise, und Partizipation über das weitere Vorgehen können PatientInnen von individuell zugeschnittenen Behandlungspfaden optimal profitieren.
(Siehe auch unser Blogpost "patientenzentriert - selbstverständlich?")
Die Bereitstellung von digitalen Inhalten benötigt ein Umdenken und interdisziplinäre Zusammenarbeit, beispielsweise von Medizin und Pflege. Informationen, die heute in Webseiten, Flyern und Patientenbroschüren bereitgestellt werden, sollen künftig entlang dem Patientenpfad dann, wenn sie benötigt werden, angezeigt werden.
Durch Partizipation zur Patientendemokratie
Die Kultur in der Patientenversorgung, die auf Partizipation beruht, den Menschen ins Zentrum stellt und damit das historische Verhältnis von passiven Patienten gegenüber der medizinischen Fachperson hinter sich lässt, entwickelt sich immer mehr zum Standard.
Diese künftigen Gesundheitswelt, in welcher patientenorientiert vorgegangen wird, wird oft auch als Patientendemokratie bezeichnet.
(Mehr dazu in diesem NZZ-Artikel)
Patientenzentrierte Lösungen erlauben Patienten, selber zu entscheiden, welche Rolle sie im Behandlungsverlauf übernehmen.
Beispielsweise stehen in einer solchen Lösung medizinische Inhalte in leicht verständlicher Form mobil, digital und damit 24/7 bereit und sind individuell auf die Patientin zugeschnitten. Termineinladungen enthalten Informationen zur Vorbereitung, Behandlung und Nachsorge.
Patientinnen und Patienten können diese Inhalte
mehrfach "konsultieren";
mit dem vertrauten Unterstützungs-Umfeld teilen;
zur Beantwortung von Fragen (welche üblicherweise ein paar Tage nach der Besprechung mit der Ärztin auftauchen) nutzen;
für die korrekte Nachsorge nutzen (Medikamenten-Einnahme; Physio-Übungen usw.)
PatientInnen und Patienten werden zu Konsumenten
Im weiteren Blick in die Zukunft werden Patienten und Patientinnen dank einfachem Zugang zu einer stetig wachsenden Auswahl an mobilen Applikation im Gesundheitswesen vermehrt auch zu Konsumenten und Konsumentinnen. (Frick, Bosshart & Breit, 2020)
Angebot und Nachfrage könnten sich durch neue technische Schnittstellen (wie Smartphones, Wearables, Smart Assistants) und vernetzte Infrastruktur grundlegend verändern.
Beispielsweise wird es künftig möglich sein, durch kontinuierliche Überwachung von Körperdaten Informationen über tieferliegende gesundheitliche Störungen zu erhalten. Dadurch werden Krankheiten nicht erst beim Arztbesuch, bei einer Laboruntersuchung oder im Spital entdeckt, sondern dank künstlicher Intelligenz und den vorhandenen Messdaten wird automatisiert auf Muster hingewiesen, die für gewisse Krankheiten charakteristisch sind (Szpiro, 2020).
Diese zunehmende Hoheit der Patienten und Patientinnen über ihre eigene Gesundheit und den Krankheitsverlauf führt letztendlich nicht nur zu mehr Rechten - wie die Wahl und Selbstbestimmung über Behandlungsmethoden oder -ort - sondern auch zu mehr Pflichten.
Wobei Patienten und Patientinnen dazu angehalten und darin unterstützt werden müssen, Eigenverantwortung für sich und ihre eigene Gesundheit zu übernehmen.
Mit dieser Personalisierung der Gesundheit - dank Smartphones, Wearables und Smart Assistants - werden Patientinnen und Patienten als Konsumentinnen und Konsumenten entsprechenden Erwartungen haben, zum Beispiel an die Convenience.
Next Practice: Kundenerlebnis
Hier liegt der Fokus darauf, radikal vom Blickwinkel der Patientinnen und Patientien aus zu denken und alle Entscheidungen rund um die individuelle Gesundheit darin zu integrieren, damit das Patientenwohl zunehmend in den Mittelpunkt rückt.
Medizinische Angebote müssen sich nahtlos und bequem in den Alltag der Kundinnen und Kunden integrieren.
Mittel dazu sind der vermehrte Einsatz von Smartphones oder mobilen Devices sowie bestehende Wege durch das Gesundheitssystem in Patient Journeys umzudenken und durchgängig zu gestalten (Frick, Bosshart & Breit, 2020).
Dafür braucht es passende, durchgängige Arbeitsprozesse und Kommunikationswege mit durchgängig sichergestelltem Datenzugriff.
EIne vernetzte, möglichst einheitliche Systemlandschaft und Software, die sowohl die Behandlung optimal unterstützt als auch am Patientenpfad ausgerichtet ist, sind zwei wichtige interne ICT-Bausteine, die zum Gelingen beitragen.
Was wird für das Kundenerlebnis der Zukunft benötigt?
Damit das Potential der Digitalisierung im Gesundheitsmarkt und Individualisierung der Gesundheitsdienstleistungen ausgeschöpft werden kann, müssen im Gesundheitswesen drei grundlegende Voraussetzungen erfüllt werden.
Es braucht Veränderungen auf technischer und politischer Ebene sowie die Entwicklung in Richtung Plattform- und Ökosystemdenken.
Datenschutzkonforme Vernetzung von Gesundheitsdaten statt Insellösungen Auf technischer Ebene fehlt eine Infrastruktur, welche die strukturierte und standardisierte Erfassung von Patientendaten ermöglicht und die Grundlage für eine Vernetzung von Gesundheitsdaten über Insellösungen von einzelnen Akteuren hinaus bietet.
Voraussetzung dafür ist die solide Absicherung gegenüber potenziellen Sicherheitsrisiken (z.B. Hackerangriffe) sowie das Beantworten von ethischen Fragen rund um die Privatsphäre und um die Nutzung von persönlichen Daten für Forschung.
Anpassungen auf politischer Ebene
Zweitens bedarf es Anpassungen auf politischer Ebene. Dabei ist nicht nur wichtig, dass sich die Politik der Vernetzung der globalen Gesundheitssysteme anpasst, sondern auch Entwicklungen diesbezüglich unterstützt.
Gerade auch die jüngste gesundheitliche- und wirtschaftliche Krise infolge der Corona-Pandemie zeigt, dass bei weltweiten Prozessen und Trends eine global einheitliche Lösung für die Gesundheit der Weltbevölkerung benötigt wird.
Damit dies gewährleistet werden kann, bedarf es einer erhöhten Transparenz auf dem gesamten Gesundheitsmarkt, wofür die politischen Grundvoraussetzungen im Rahmen der Digitalisierung geschafft werden müssen.
In diesem Zusammenhang wird in der Schweiz im März 2021 über das E-ID-Gesetz abgestimmt, welches eine wichtige Grundlage zur sicheren und einfachen Nutzung von Patientendaten in Plattformsystemen ist.
Stukturveränderung hin zu Kooperationen und Netzwerken
Drittens braucht es eine grundlegende Veränderung der Strukturen im Gesundheitswesen durch Kooperation und das Verbinden und Vernetzen von staatlichen und nicht staatlichen Akteuren, denn isolierte Akteure können von Netzwerkeffekten nicht profitieren und nicht schnell genug lernen.
Professor Volker Amelung prognostiziert im neusten Bericht «Gesundheitswelt 2049» vom Zukunftsinstitut im Auftrag von Roche, dass "staatliche Gesundheitssyysteme weniger relevant sein und von so genannten Ökosystemen abgelöst werden."
Er erläutert, dass solche Ökosysteme sich als Plattformen aufstellen können, "welche die Bedürfnisse unterschiedlicher Akteure abbilden und auf welchen «(..) Patienten und Patientinnen sich versichern, Leistungen in Anspruch nehmen, Produkte kaufen, sich informieren und austauschen.“ (S. 9)
Durch diese partnerschaftliche Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure kann es zu einer deutlichen Steigerung der medizinischen Qualität und der Arbeitsproduktivität führen – bei sinkenden Kosten (Zukunftsinstitut, 2020).
In den nächsten Jahren werden grosse grundlegende Veränderungen im Gesundheitswesen proklamiert, unter anderem durch die voranschreitende Digitalisierung, sowohl angebots- und nachfrageseitig.
Die Demokratisierung im Gesundheitssystem verändert nicht nur die Aufgabenteilung zwischen Leistungserbringern sowie Patientinnen und Patienten, sondern führt auch zur Verpflichtung der Individuen - zu mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, wenn es um die persönliche Gesundheit geht.
Damit das Postential der Digitalisierung im Gesundheitswesen ausgeschöpft werden kann, bedarf es Veränderungen auf technischer sowie politischer Ebene. Zudem wird das Denken in Ökosystemen statt einzelner Akteure wichtiger denn je.
Zukunftsweisende Lösung für die mobile Patienteninteraktion
heyPatient macht bereits erste Schritte in Richtung Gesundheitssystem der Zukunft. heyPatient ist Ihr mobiler, digitaler Gesundheitsbegleiter und ermöglicht eine vertrauliche 1:1-Interaktion mit Gesundheitspartnern.
Seit Juni 2020 können sich Patienten und Patientinnen des Kantonsspital Baden digital anmelden und mit 3 Klicks papierlos eintreten. Ausserdem erhalten die Patientinnen der Frauenklinik ihre Termine mit behandlungsspezifischen Zusatzinformationen bald direkt in der App.
Ausgerichtet auf das Gesundheitssystem der Zukunft
heyPatient ist Leistungserbringer-integrierend zu Gunsten von Kooperationen und Netzwerken. Die Lösung basiert auf HL7 FHIR und baut auf allgemein bekannten Standards. Plugins für Drittanbieter ermöglichen ein neues Patientenerlebnis mit hoher Convenience.
Ihre Daten gehören Ihnen und sind sicher geschützt
heyPatient-Nutzerinnen und Nutzer entscheiden jederzeit selber, mit wem Sie Ihre Daten teilen. Dank dem SwissID-Login auf der HeyPatient App ist ihre Identität gesichert und vor Missbrauch geschützt. Die Datenübertragung erfolgt verschlüsselt. Die in der App gespeicherten Daten sind in der Schweiz gespeichert.
Die HeyPatient App ist kostenlos im Google Play und App Store erhältlich.
Quellen:
Frick, K., Bosshart, D., & Breit, S. (2020). Next Health - Einfacher durch das Ökosystem der Gesundheit. Rüschlikon, Schweiz: GDI Gottlieb Duttweiler Institut.
Szpiro, G. (2020). Dr. Handy – das Smartphone weiss medizinischen Rat. NZZ am Sonntag. Online: https://nzzas.nzz.ch/wissen/dr-handy-das-smartphone-weiss-medizinischen-rat- ld.1533182
Zukunftsinstitut (2020). Gesundheitswelt 2049: Ein Navigator für die Zukunft. Abgerufen von: https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/trendreport-gesundheitswelt-2049/
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